für die Besamung von Bienenköniginnen
Stereomikroskope weisen für jedes Auge voneinander getrennte Strahlengänge auf, so daß räumliches Sehen möglich ist. Das bedeutet eine bessere Tiefenwahrnehmung und erleichtert die räumliche Einordnung. Eine Kontrolle der Bewegungsabläufe an einem Flachbildschirm mit Hilfe einer Kamera ist zwar möglich, kommt aber bei weitem nicht an die Qualität der direkten Stereomikroskopbetrachtung heran. Der Vergrößerungsbereich ist entweder festgelegt oder bewegt sich bei den verstellbaren Zoom-Optiken in der Regel zwischen 7,5 – 45 x bei einem Arbeitsabstand von 90 – 100 mm. Mit Vorsatzlinsen kann der Abstand erhöht werden. 120 mm sind optimal. Im Objektivbereich muß für die Besamungsspritze auf jeden Fall genügend Platz vorhanden sein.
Wir benötigen eine 10-fache Vergrößerung (z.B. Okulare 10 x und Objektiv 1 x ergeben eine Gesamtvergrößerung von 10 x). Wenn das Mikroskop nur diese Möglichkeit bietet, so reicht das für die Besamung völlig aus. Je höher die Vergrößerung desto geringer ist die Tiefenschärfe und die Übersichtlichkeit geht verloren. Bei 10-facher Vergrößerung hat man bereits alles voll im Blick. Eine Vergrößerung von mehr als 15 x ist bereits unpraktisch. Bei der oben angesprochenen Zoom-Ausführung ist die Einstellung der Vergrößerung fließend und man kann sich bestimmte Dinge je nach Bedarf genauer ansehen. Das ist schon ein Vorteil.
Die Hersteller bieten Stereomikroskopmodelle unterschiedlicher Preisklassen und Ausbaustufen für Sonderaufgaben an. Nicht alle Geräte sind wegen ihrer Abmessungen im Objektivbereich und im Unterbau zweckmäßig. Eine Unterflurbeleuchtung, also eine zusätzliche Lichtquelle, die sich in einer höheren Grundplatte befindet, ist für unsere Aufgaben überflüssig.
An eine bequeme Handhabung werden auch gewisse Anforderungen gestellt. Vorteilhaft sind z.B. runde Stativsäulen. Hier sind kleine seitliche Korrekturen der Bildbetrachtung über dem Besamungsgerät möglich. Auch kann der optische Kopf bei Bedarf um 180 Grad geschwenkt werden. Damit das Ganze nicht kippt wird der Stativtisch beschwert oder es werden Auslegestützen benutzt. Auf diese Weise wird z.B. die Arbeitshöhe für den Besamer reduziert und es ist mehr Platz unter der Optik vorhanden. Ausschwenkbare Stative bieten besonderen Komfort, sind jedoch wesentlich schwerer und sind nicht so handlich für den Transport. Wichtig ist, das alles gut zueinander paßt. Die Angebote von Stereomikroskopen haben in letzter Zeit stark zugenommen und es fällt schon schwer, eine Übersicht zu bekommen. Nachfolgend werden einige Beispiele aufgeführt.
Für die Optiken kommen verschiedene Modelle in Betracht. Die hier gezeigten Stereomikroskope sind für die Spermagewinnung wie auch für den Besamungsvorgang gut geeignet. Sie haben sich in ihrer Bauweise und Ausstattung bewährt. Inzwischen gibt es noch weitere geeignete Angebote. Die Hersteller greifen inzwischen auf dieselben optischen Komponenten zurück. Es werden zwar immer mal Änderungen vorgenommen und neue Modelle vorgestellt, diese beziehen sich aber vornehmlich auf die Formgestaltung und das Zubehör. Da kein Verschleiß stattfindet, haben die Stereomikroskope praktisch eine unbegrenzte Haltbarkeit.
Was die optische Leistung angeht, so sind die physikalischen und technischen Möglichkeiten inzwischen weitgehend ausgeschöpft. Die Frage, welches Modell für die Besamung von Königinnen nun wesentlich besser sei stellt sich daher in den meisten Fällen nicht. Wichtig ist, daß die Bedienung keine Wünsche offen läßt und genügend Arbeitsraum vorhanden ist. Sollten Sie Fragen haben, so lassen Sie sich beraten.
Die Abb. 1 zeigt ein handliches Zoom-Mikroskop im modernen Design. Die Zoomausführung ermöglichen die kontinuierliche Veränderung der Vergrößerung. Die beidseitig am Mikroskopkörper angebrachten Drehknöpfe befinden sich hinter der Sehfeldmitte und behindern nicht den Bewegungsraum für die Spritze. Der Arbeitsabstand dieses Modells beträgt 11 cm und bietet Bewegungsfreiheit. Beide Weitfeld-Okulare 10 x 21 (auch für Brillenträger geeignet) sind nachstellbar und es kann auch eine Strichplatte zum Vermessen eingelegt werden (z.B. mit Winkelteilung zur Bestimmung des Flügel-Cubitalindexes für die Körung). Vergrößert wurden hier auch die Objektivlinsen, was den Lichtbedarf herabsetzt.
Der bevorzugte Vergrößerungsbereich für die Besamung beträgt wie schon gesagt 10 x oder geringfügig höher. Die flache Arbeitsplatte aus Metallguß garantiert eine hohe Standfestigkeit (Breite 220 x Tiefe 280 x Höhe 25 mm). Bei Modellen, die keine flache Grundplatte aufweisen, ist das Aufstellen des Besamungsgerätes und die Anbringung der Beleuchtung meistens etwas schwieriger.
Tiefenschärfe, Kontrast und Lichtstärke sind hier sehr gut und lassen für die Besamung der Bienenköniginnen keine Wünsche offen. Für Foto- und Filmaufnahmen lassen sich z.B. Digitalkameras auf das Okular aufstecken. Gegen Aufpreis werden auch Ausführungen mit einem 3. Ausgang für Kameras angeboten. Solche Ausrüstungen sind für Demonstrationszwecke sehr nützlich.
Abb. 1: Modell mit flacher Bodenplatte, Vergrößerung stufenlos von 7,5 – 45 x. In der flachen Bodenplatte befindet sich eine nachträglich angebrachte Schlitzscheibe zur Aufnahme des Besamungsgerätes 1.01. Hinten sind beidseitig die zwei zusätzlich angebrachten Magnethalteplatten für den CO2-Adapter und die Beleuchtung zu sehen. Rechtes Bild, die Okulare sind bei diesem Modell bereits für die Einlage von Strichplatten im Ø 16 mm vorbereitet. Strichplatten dienen zum Vermessen kleiner Abstände. Abgebildet ist hier eine spezielle Strichplatte für den Cubitalindex von Bienenflügeln (je 5 mm-Schenkel = 50 Teile, 1 Teilstrich 0,1 mm).
Die im Handel angebotenen Mikroskope werden zum Teil werkseitig mit LED-Beleuchtungen ausgeliefert. Die übliche Farbtemperatur von ca. 6000 Kelvin ist allerdings recht hoch, so daß die bräunlichen Spermabezirke sich nicht so gut vom weißlichen Schleim abheben wie bei einer Warmton-Lampe mit nur 3000 Kelvin. Was die Beleuchtungen angeht, so werden von den Herstellern immer wieder neue Varianten angeboten.
Abb. 2: Zoom-Mikroskop (7,5 – 45 x) mit integrierter Beleuchtung und zusätzlicher Beleuchtung von unten mit aufgestelltem Instrument 1.01. Für die Besamung von Bienenköniginnen wird vorzugsweise die 10fache Vergrößerung benutzt. Der verfügbare Arbeitsraum ist hier schon sehr eingeschränkt. Vorteilhafter sind flache und größere Grundplatten.
Abb. 3: Mikroskop wie zuvor mit integrierter LED-Beleuchtung (Auflicht und Unterflurlicht). Dieses Modell wurde auch für das Komplettgerät verwendet und zusätzlich mit einer Konsolenplatte für den Schwebekugeln-CO2-Adapter und das speziell abgestimmte LED-Licht ausgerüstet, da die gewölbte Grundplatte hierzu hinderlich ist. Die spezielle Punktleuchte ist für die Spermagewinnung in den meisten Fällen besser geeignet als eine am Mikroskop mitgelieferte Anbaulampe mit höheren Blauanteilen im Licht. Mit zusätzlichen Okularen läßt sich das Vergrößerungsangebot erweitern, z.B. mit dem Okularpaar 15 x (Endvergrößerung 15 x und 45 x). Wenn sich bei einigen Modellen Vorsatzlinsen 0,70 x am Objektiv anschrauben lassen, dann kann der Arbeitsabstand erhöht werden (z.B. von 100 mm auf 120 mm) .
Abb. 4: Mikroskop mit angebauten schwenkbaren Auslegern. Der Kopfhalter wird an der Rundsäule um 180 Grad gedreht. Damit wird eine Verringerung der Einblickhöhe bis zu 40 mm erreicht und es steht mehr Platz zur Verfügung. Diese Vorgehensweise ist im Prinzip für alle Stereomikroskope möglich, die über eine runde Stativsäule verfügen.
Beachtung verdienen Stative mit Schwenkarmen. Sie sind universell einsatzfähig und bieten alle möglichen Einstellungen einschließlich der Neigungsänderung.
Abb. 5: Stativ mit Schwenkarm bietet weitere Möglichkeiten.
Neuerdings werden auch flachere und größere Grundplatten angeboten (z.B. 37 x 26 x 2 cm). Wenn möglich, so sind diese Ausführungen zu bevorzugen.
Die Besamungsgeräte können sowohl auf der Stativplatte als auch davor auf dem Tisch aufgestellt werden. Auf diese Weise können auch ganze Bienenwaben betrachtet werden. Der optische Kopf besitzt die Zoom-Funktion.
Aufgrund der langen Stativsäule von 38 cm kann auch die Herstellung der Besamungskanülen am Ausziehgerät für Besamungskanülen beobachtet und kontrolliert werden. Sämtliche Stativteile sind mit wenigen Handgriffen abbaubar, so daß die spätere Aufbewahrung in Regalen oder Schränken nicht hinderlich ist. Die Hauptsäule besitzt ein Gewinde und kann abgenommen werden. Mit 15 kg Gewicht ist diese Ausrüstung allerdings recht schwer und verlangt einen festen Standort.
Abb. 6: Der Schwenkarm läßt sich schnell abbauen.
Angeboten werden auch flachere Grundplatten mit größeren Abmessungen. Das bietet Vorteile.
Der schwenkbare Ausläufer bietet übrigens auch die Möglichkeit, das Besamungsgerät um 90 Grad zu drehen, so daß frontal gearbeitet werden kann. Der Besamer nimmt dann praktisch die Position des Drohns ein und blickt in Richtung Königin und nicht quer zu dieser wie sonst üblich. Diese Vorgehensweise ist in Betracht zu ziehen, wenn extreme Linkshändigkeit vorliegt und die rechte Hand Behinderungen aufweist (linksseitig kann übrigens auch ohne Schwenkarm besamt werden, wenn das Besamungsgerät um 18o Grad gedreht wird und der Spritzenhalter sich auf der linken Seite befindet. Das ist entgegen der üblichen Praxis durchaus möglich).
Sehr interessant ist ein Diskussionsmikroskop. Lehrer und Schüler können optimal miteinander kommunizieren. Dieses Gerät ist deshalb optimal, weil der Stereoeffekt auch für den Nebenmann erhalten bleibt. Dieser Vorteil geht übrigens verloren, wenn sich der Besamer mittels Kameraübertragung direkt am Computerbildschirm oder der Projektionswand orientieren würde. Hier ist kein räumliches Sehen möglich.
Der Objektivwechsler erlaubt Vergrößerungen in den Abstufungen 6 x, 10 x, 16 x, 25 x und 40 x. Diesen Typ gibt es auch in Zoomausführung. Der einblendbare Lichtpfeil unterstützt die Verständigung zwischen Lehrer und Schüler. Das hohe Gewicht von über 50 kg garantiert absolute Standfestigkeit. Es ist aber möglich, anstelle der schweren Platte leichtere Standplatten in Leichtbauweise und eine Säule im Durchmesser von 50 mm aus Aluminiumrohr zu verwenden (siehe Sonderanfertigung Abb. 8), um dadurch das Gewicht wesentlich zu reduzieren und die Gerätschaft transportfähig zu machen. Zusätzlich wurde bei dem nachstehend gezeigten Unikat ein Sicherungsbügel am Magnethalter angebracht (Abb. 9).
Abb. 7: Diskussionsmikroskop mit schwerer Gussplatte
Abb. 8: Stativplatte in Leichtbauweise und Alusäule für bequemen Transport
Abb. 9: Verrückbarer Magnetfuß mit Sicherungsbügel
Mikroskop einstellen
Vom Anfänger werden bei der Einstellung der Optiken oft Fehler gemacht. Die Vorgehensweise ist folgende: Die Okulare befinden sich in gleicher Höhe bzw. in Nullstellung. Zuerst eine Grobeinstellung in der Höhe vornehmen und den Blick auf eine ausgesuchte Stelle ausrichten, z.B. den oberen Rand des Königinnenröhrchens anpeilen.
Dann ist der Abstand der beiden Okulare voneinander auf den persönlichen Augenabstand zu kontrollieren. Zuletzt werden die Okulare fein justiert. Falls ein Okular keine Einstellmöglichkeit haben sollte, wird mit diesem begonnen und der Mikroskopkörper wird noch einmal ein wenig bewegt und die Bildschärfe an diesem Okular an der zuvor schon ausgesuchten Stelle überprüft. Dann erfolgt am anderen Okular die feine Einstellung, ausgehend von der Null-Markierung am Okular.
Beide Augen müssen gleich gut sehen können. Später wird an den Okularen nichts mehr verstellt! Um Verstellungen aus Versehen zu vermeiden, kann mit einem Tesastreifen die gefundene optimale Einstellung fixiert werden. Danach wird nur noch die Höhenverstellung an der Stativsäule bedient.
Aus den obigen Ausführungen geht hervor, daß es mehrere Alternativen gibt. Alle gezeigten Mikroskope sind für die instrumentelle Besamung gut geeignet. Inzwischen werden von den Herstellern schon wieder neue Modelle angeboten.
Stereomikroskope werden heute in der Elektronik und Feinwerktechnik zur Qualitätskontrolle eingesetzt. Das führte auf dem Weltmarkt zu einem größeren Angebot.